Ein Großer Abendsegler sitzt auf der Hand von Umweltministerin Priska Hinz und verspeist einen Mehlwurm. Die Fledermaus hat kann wegen einer Verletzung den Flügel nicht mehr richtig öffnen und deshalb nicht mehr fliegen. Priska Hinz besucht an diesem Abend das Fledermaushaus in Greifenstein-Allendorf und informiert sich über die heimischen Fledermäuse und Projekte zu ihrem Schutz. Der Lahn-Dill-Kreis ist ein besonders fledermausreiches Gebiet: die Fledermäuse lieben das Wasser, die Wälder und vor allem die alten Stollen, die es hier gibt und die ihnen als Winterquartier dienen. Von den 25 Fledermausarten, die in Deutschland vorkommen, leben 17 auch im Lahn-Dill-Kreis. Die Größte davon ist das Große Mausohr.
Das Große Mausohr hat eine Körperlänge von 8 cm und eine Flügelspannweite von 40 cm. Seine Spezialität ist das Orten und Fangen von Lauf- und Mitkäfern, die sich auf dem Boden bewegen. Über tausend Weibchen dieser Art haben ihr Sommerquartier im Dachstuhl des Fledermaushauses in Allendorf und hier bringen sie auch ihre Jungen zur Welt – und das schon seit vielen Jahren. 2003 stand das Haus zum Verkauf: die Einfluglöcher sollten verschlossen und die Mausohr-Kolonie vertrieben werden, doch in dieser Situation kaufte die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz das Haus damit die Fledermäuse bleiben konnten. Die ehrenamtlichen Naturschützer sicherten den Dachstuhl und bauten die untere Etage zu einem Informationszentrum über Fledermäuse um. Dort informierte Rudolf Fippl die Ministerin und weitere Gäste über die Lebensweise der heimischen Fledermausarten.
Neben Dachstühlen sind auch die Autobahnbrücken im Landkreis ein beliebtes Sommerquartier der Fledermäuse. Deshalb stellt der Abriss und Neubau von Autobahnbrücken eine ganz besondere Herausforderung für die Fledermausschützer dar. Wenn etwa die Onsbachtalbrücke abgerissen wird, wird den Fledermäusen, die in der Brücke wohnen ein Ersatzquartier angeboten und bei Fertigstellung der neuen Brücke sollen sie wieder dorthin umziehen. Es ist fraglich, ob es gelingt, dass die Fledermäuse sich nicht von der Baustelle gestört fühlen und die mehrfachen Umzüge mitmachen. Als gute Neuigkeit konnte Josef Köttnitz, der sich um diese Fälle kümmert, am Abend verkünden, dass in der frisch eröffneten Talbrücke Dorlar auch bereits Fledermäuse wohnen.
Die Großen Mausohren verlassen bei Einbruch der Dunkelheit ihren Dachstuhl, dabei fliegen sie dicht über die Köpfe der Besucher hinweg. Dann jagen sie die ganze Nacht über in den Wäldern rund um Allendorf. Diese Waldgebiete sind zusammengenommen 4289 ha groß und speziell für den Fledermausschutz in das europäische Schutzgebietsnetz NATURA 2000 aufgenommen worden.
Den Winter verbringen die Großen Mausohren in frostfreien Höhlen, Kellern, Bunkern und ehemaligen Bergwerksstollen. Sie dürfen in ihrer Winterruhe aber nicht gestört werden sonst reichen ihre Energiereserven nicht bis zum Frühjahr. Aus diesem Grund gehört auch die Sicherung und Vergitterung der Stollen zu den Aufgaben von Josef Köttnitz. Um verletzte Fledermäuse kümmert sich Ulla Schäfer. Der Abendsegler, der sich die Mehlwürmer hat schmecken lassen, die ihm Priska Hinz angeboten hat, lebt seit neun Jahren bei ihr. Aber er ist nicht die einzige Fledermaus, die ihr versorgt wird. Erst kürzlich hat sie eine Zwergfledermaus aufgenommen, die ebenfalls nicht fliegen kann. Ob sie über den Winter kommt ist ungewiss.
Priska Hinz war sehr beeindruck von den Fledermäusen. Sie dankte den ehrenamtlichen Naturschützern für Ihren Einsatz und ihr unermüdliches Engagement.