Herr Präsident, meine Damen und Herren!
Ich möchte heute Morgen mit einem positiven Ausblick beginnen. Wir haben in Hessen im Naturschutz durchaus auch Erfolge zu verzeichnen. Man muss nicht immer erst einmal über das Schlechte reden, man kann auch einmal mit dem Guten beginnen. 15,5 % der landwirtschaftlichen Fläche in Hessen werden mittlerweile ökologisch bewirtschaftet. Wir haben acht große Feldflurprojekte zum Schutz von Feldhamstern, Rebhühnern und Co. auf den Weg gebracht. Der Anteil der Naturwälder im Staatswald ist auf 10 % erhöht worden, und wir haben mit dem Programm „100 Wilde Bäche für Hessen“ begonnen. Ich habe in diesem Sommer bereits zwei Bewilligungsbescheide hierfür übergeben können. Wir haben inzwischen 80.000 ha vielfältige Ackerkulturen, die von landwirtschaftlichen Betrieben eingerichtet wurden und beackert werden.
Das sind tolle Entwicklungen zugunsten der Artenvielfalt und des Naturschutzes. Das ist kein Selbstzweck, das sage ich an dieser Stelle ganz deutlich. Naturschutz, biologische Vielfalt, Biodiversität sind kein Selbstzweck, sondern dienen dazu, dass wir fruchtbaren Boden, gutes Grund- und damit Trinkwasser haben und eine gesunde Luft. Das dient uns allen.
(Beifall CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Natürlich gibt es auch die erschreckenden Zahlen zum Rückgang der Biodiversität weltweit. Davon können wir uns nicht vollständig abkoppeln. Wir haben noch einen langen Weg vor uns, um die Artenvielfalt zu stabilisieren. Aber von Hessen aus können wir diese Dinge auch angehen. Gerade weil der Weg lang und steinig ist, brauchen wir Kooperation. Wir brauchen die Kooperation von Landschützern und Landnutzern. Das ist wichtig. Zu den Landnutzerinnen und Landnutzern gehört im offenen Land im Wesentlichen die Landwirtschaft. Deswegen wäre es fahrlässig und falsch, etwas gegen sie durchdrücken zu wollen. Deswegen ist die Kooperation so wichtig.
(Beifall CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Besondere an den Landschaftspflegeverbänden ist, sie arbeiten drittelparitätisch zusammen: die Kommunen, der Naturschutz und die Landwirtschaft. Sie verfügen damit über Fachwissen aus unterschiedlichen Bereichen, das sie zusammenbringen können. Sie kennen die Akteure vor Ort. Sie wissen, auf wen sie zugehen müssen, mit wem sie reden können, wen sie in die Strategie für den Erfolg einbringen müssen. Deswegen ist es so wichtig. Ich glaube, einige hier haben keine Ahnung, wie sich Landschaftspflegevereinigungen gründen. Das ist ein Beschluss der örtlichen Kommunen bzw. des Kreistags, wenn er es macht. Das ist der Beschluss der örtlichen Landwirtschaftsverbände. Das ist der Beschluss der örtlichen Naturschutzverbände. Ich kann als Ministerin nicht dahin gehen und einfach sagen: Ihr macht das. – Das ist eine Selbstvereinigung, und das ist richtig so. Wir unterstützen diese Selbstvereinigung. Das ist wichtig.
(Beifall CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Wir haben erfolgreiche Artenschutzprojekte, z. B. für Braunkehlchen im Lahn-Dill-Kreis oder das Rebhuhn im Schwalm-Eder-Kreis, schon durchgeführt. Da hat sich in den letzten zwei Jahren durch Landschaftspflegeverbände vieles getan. Die Braunkehlchenpopulation hat sich stabilisiert. Der Bruterfolg der Rebhühner in Bad Zwesten hat sich verdoppelt. Das ist ein Erfolg, der sich mit der Landwirtschaft und mit dem Naturschutz gemeinsam – zum Naturschutz gehören auch die Jagdverbände – ergeben hat. Das ist gut, und das ist wichtig. Die Kommunen profitieren davon, dass Landschaftspflegeverbände Ausgleichs- und Kompensationsmaßnahmen durchführen können. Man kann nicht immer zusätzliche landwirtschaftliche Fläche umwidmen, aber man kann z. B. Flächen, die schon für Naturschutz genutzt werden, neue Maßnahmen hinzufügen und die bestehenden Flächen so doppelt nutzen. Das ist wichtig für Kommunen, dass sie wissen, mit wem sie das gemeinsam tun können. Deswegen ist Kooperation so wichtig.
(Beifall CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Meine Damen und Herren, in acht Landkreisen gibt es bereits Landschaftspflegeverbände. In neun gibt es eine Gründungsinitiative. Das wäre doch nicht erfolgreich, bloß weil die Umweltministerin sagt: „Wir brauchen Landschaftspflegeverbände“, sondern die Initiativen sind erfolgreich, weil sie bei anderen sehen, dass es gut funktioniert. Natürlich brauchen Sie Menschen vor Ort, die das Ganze koordinieren und die vor allem weiterhin Geld einwerben: Geld vom Bund, Geld von Europa, Geld von Stiftungen und auch Geld vom Land; denn sie bekommen das Geld nicht einfach herübergeschoben. Auch das ist ein Irrglaube, mit dem ich hier aufräumen will. Aber natürlich muss die Koordination installiert sein. Das ist wichtig, das ist notwendig für den Artenschutz, für den Naturschutz, für die biologische Vielfalt in Hessen.
Ich danke Ihnen, dass Sie, jedenfalls in der Breite, diesen kooperativen Naturschutz in Hessen gut finden und mit mir weiterentwickeln wollen. – Herzlichen Dank.
(Lebhafter Beifall CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)